Erfurt. Beim 4. Stadtteilfest war sogar das Theater dabei. Knapp 700 Besucher kamen am Samstag zum Wiesenhügelfest.
Wiesenhügel abgerissen werden sollten, setzten sich die Bürger erfolgreich zur Wehr. Rückblickend war das zugleich der Zeitpunkt, an dem sich die Bewohner ihres Stadtteils bewusst wurden. Aus der Bürgerinitiative gegen den Abriss entstand der Ortsteilrat und bald darauf das Wiesenhügelfest, das am Samstag in seine vierte Auflage ging.
Der Einladung des von Manuela Klein geleiteten Bürgervereins "Initiative Wiesenhügel" und des Ortschaftsrates folgten trotz Nieselregens knapp 700 Besucher. Auf dem Platz hinter der Turnhalle waren eine Bühne und Stände aufgebaut, an denen sich ansässige Unternehmen und städtische Betriebe vorstellten. "Die Bürger sollen sehen, dass auch ihre Betriebe sind", sagte der Ortsteilbürgermeister Matthias Plhak. Kommerzielle Aktivitäten waren untersagt.
Auch die drei am Wiesenhügel tätigen Wohnungsunternehmen präsentierten sich. Die Kowo sowie die Wohnungsbaugenossenschaften "Erfurt" und "Einheit" betreiben die Häuser in dem Plattenbaugebiet.
Auf der Bühne zeigten Tanzgruppen, Sport- und Karnevalsvereine ein unterhaltsames Programm und stellten zugleich ihre Arbeit vor, um neue Interessenten zu begeistern. Auch "Clown Helmi" trat auf.
Den kulturellen Höhepunkt lieferte das Theater Erfurt. Die Künstler sangen ein Solo aus der Rockoper "Jedermann" und den Titelsong aus "Evita". "Der Intendant Guy Montavon hat sofort zugestimmt, als ich den Vorschlag machte, hier aufzutreten", erzählte Matthias Plhak.
Statt der 2006 zum Abriss vorgesehenen Häuser wurden 2008 schließlich andere Blocks am Goldregenweg abgerissen, die deutlich weniger belegt waren. Angesichts veränderter Bevölkerungsprognosen und einer nahezu vollständigen Auslastung der Häuser am Wiesenhügel werde inzwischen über eine Neubebauung nachgedacht, sagte Plhak. Doch da der Abriss mit Fördergeldern erfolgte, müsse die Fläche wegen der Förderrichtlinien 15 Jahre lang unbebaut bleiben.
Ab 2015 sollen Markthändler am Wiesenhügel in Erfurt stehen
Erfurt. Der Wiesenhügel könnte bald seinen eigenen Wochenmarkt bekommen. Geht alles nach Plan, soll er im Laufe des nächsten Jahres erstmals und dann einmal im Monat hinter der Turnhalle stattfinden, bestätigte am Freitag der Ortsteilbürgermeister Matthias Plhak.
Um die letzten baulichen Voraussetzungen zu schaffen, hat der Ortschaftsrat am Donnerstagabend beschlossen, 4800 Euro aus den Mitteln des Ortsteils dem Tiefbau- und Verkehrsamt zur Verfügung zu stellen. Von dem Geld soll auf dem Platz vor der Turnhalle ein halbrundes Grasbeet entfernt und durch Bitumen ersetzt werden. Die wenig attraktive Grasinsel stört den Platzeindruck und würde beim einem Wochenmarkt die Zufahrt der Markthändler verhindern. Der Platz befindet sich am Weißdornweg und gilt als zentraler Festplatz des Wiesenhügels. Arbeiten fanden schon in den vergangenen Jahren statt. So wurde bereits eine weitere Grasinsel durch Bitumen ersetzt. Im Vorjahr erhielt der Platz Strom- und Wasseranschluss. "Ein zentraler Veranstaltungsplatz ist wichtig, gerade für unser Plattenbaugebiet", sagt Matthias Plhak. "Aber bei den bisherigen Veranstaltungen war die Grasfläche ständig im Weg." Seit vor drei Jahren das erste Wiesenhügelfest auf dem Platz am Weißdornweg stattfand, hat sich der Standort zunehmend als der soziale Mittelpunkt des Ortsteils etabliert. Damals reiften auch die Pläne, ihn schrittweise auszugestalten, um den Anforderungen noch besser zu genügen.
Die Turnhalle wird 2015 saniert
In diesem Jahr fand erstmals ein Sportfest für die Grundschule und die Kitas auf dem Platz statt. Das 4. Wiesenhügelfest soll am 13. September, einem Samstag, dort stattfinden. Die Umgestaltung öffnet Perspektiven für weitere Veranstaltungen. Der Ortsteilrat sei allen Vorschlägen gegenüber offen eingestellt, betonte der Ortsteilbürgermeister. Um konkrete Pläne zu entwickeln, wolle man aber die Sanierung der Turnhalle abwarten. Diese Sanierung ist für das kommende Jahr geplant. Abhängig von der Art der Sanierung, könnte auch die sanierte Halle in das Konzept des zentralen Ortes am Wiesenhügel eingebunden werden. Wann genau der Wochenmarkt erstmals stattfinden kann, ist noch nicht abzusehen. Laut Plhak soll es aber "im Lauf des nächsten Jahres" sein. In diesem Spätherbst wolle der Ortsteilrat mit dem Erfurter Amt für Veranstaltungen und Märkte die Möglichkeiten erörtern. Ohne die Grasinsel sei es etwa denkbar, einen Rundweg um den Platz zu etablieren, an dem die Händlerwagen stehen. "Ziel ist es, den Markt einmal im Monat abhalten zu können", sagte Plhak. Über die Beteiligung der Händler macht sich der Ortsteilbürgermeister keine Sorgen. In Gesprächen haben ihm Markthändler etwa vom Domplatz bestätigt, dass sie gern in die Ortsteile kommen würden. Auch die fahrenden Händler, die den Wiesenhügel frequentieren, wollten sich beteiligen, bestätigte Plhak. Mit dem Wegfall der Grasfläche soll die Entwicklung des Platzes noch nicht abgeschlossen sein. "Er soll sich zu einem echten Zentrum des Stadtteils entwickeln", sagt Plhak.
Jetzt gibt es eine Quartierslotsin auf dem Wiesenhügel
Erfurt. Seit 1. Juli gibt es eine Neuigkeit im Wohngebiet Wiesenhügel. Kati Langenberger trat ihre neu geschaffene Stelle als Quartierlotsin an.
Ihr Büro befindet sich in der Senioren-Wohngemeinschaft der Arbeiterwohlfahrt (Awo) in der alten Schule am Heckenrosenweg 2 im Keller. Aber als "Kellerkind" wird sich die 34-Jährige keinesfalls einstufen lassen. An ihrem ersten Arbeitstag kam bereits Thüringens Sozialministerin Heike Taubert. Anlass war ein Arbeitsbesuch zum Thema alternative Wohnformen im Alter. Die Senioren-Wohngemeinschaft am Heckenrosenweg ist ein im März eröffnetes Wohnhaus für Menschen mit einer dementiellen Erkrankung. Ein Pilotprojekt nicht nur für die AWO, sondern auch für Erfurt. Kati Langenberger ist eine erfahrene Diplom-Sozialpädagogin. Bisher arbeitet sie in einem AWO-Jugendprojekt. Für zwei Monate werden sich beide Stellen überschneiden. Der Start als Quartierlotsin erfolgt in Teilzeit, die festen Sprechzeiten - wahrscheinlich von Montag bis Donnerstag - werden in Kürze feststehen. Die finanzielle Basis trägt die Deutsche Fernsehlotterie: drei Jahre mit 80 Prozent.
Angebote im Stadtteil erkunden und vermitteln
Kati Langenberger will am Wiesenhügel Akteure zusammenbringen, um den Sozialraum gut zu vernetzen, Selbsthilfe organisieren, beraten, ehrenamtliche Angebote vermitteln - auch für die Hausbewohner an ihrem neuen Dienstsitz. Das sind neben den WG-Bewohnern in den einstigen Fachkabinetten der alten Schule auch die Mieter der 31 WBG "Gut Heim"-Wohnungen in den umgebauten Klassenzimmern. Zur fachlichen Betreuung soll ein reges gesellschaftliches Leben kommen. Kati Langenberger wird die Mittlerrolle einnehmen. In beide Richtungen: Senioren nutzen das Potenzial des Wohngebietes, bringen sich zudem selbst mit ihren kreativen Möglichkeiten für andere ein.
Architektur-Studenten sollten im Auftrag der KOWO das Wohnen in der "Platte" am Wiesenhügel neu denken. Heraus kamen interessante Ansätze, wie das Gemeinwesen neu organisiert werden könnte.
Die Thüringer Landeszeitung berichtete am 02. April 2014 über die Ergebnisse.
Im sanierten Schulhaus am Wiesenhügel wohnen nun Senioren
Erfurt. Die Klassenzimmer der ehemaligen Schule am Wiesenhügel sind jetzt Apartments für Senioren. Nach fast drei Jahren Umbauzeit wurde am gestrigen Freitag das Projekt Service-Wohnen am Heckenrosenweg eröffnet.
Mit speziellen Wohngemeinschaften für Demenzkranke haben die Wohnungsgenossenschaft "Gutheim" und die Arbeiterwohlfahrt (Awo) dieses neue Betreuungskonzept erstmals in Erfurt in einem früheren Schulgebäude umgesetzt.
Eingezogen sind die ersten Bewohner bereits im Oktober vergangenen Jahres. Alle 18 Plätze in den beiden Demenz-Wohngruppen seien bereits kurz nach dem Start belegt gewesen, erklärte Michael Hack, der Geschäftsführer der Awo, gestern nachdem er die Gäste und Bewohner mit Brot und Salz im neuen Seniorenwohnsitz begrüßt hatte.
Inzwischen sind auch alle 31 barrierefreien Wohnungen fertig umgebaut und die meisten bereits vermietet, sagte Uta Pirl, die Vorsitzende der WBG "Gutheim". 13 neue Mitarbeiter beschäftigt die Awo für die Betreuung in den Demenzgruppen.
Die Genossenschaft hat gemeinsam mit der Awo etwa 4,5 Millionen Euro in das Projekt gesteckt. Bestärkt sei sie dabei schon vor drei Jahren vom Architekten Jens Lönnecker, der in Suhl leerstehende Schulhäuser zu Seniorenheimen umgebaut hatte, so Pirl.
"Am Projekt in Erfurt haben wir eigentlich schon seit 2007 gearbeitet", blickte Bauleiter Lönnecker zurück. 2011 aber hatten sich schließlich alle Partner gefunden, um mit Planung und Umbau zu beginnen. Nun könnte das eingespielte Team vielleicht bald ein weiteres Erfurter Schulgebäude in der Carl-Zeiß-Straße in Arbeit nehmen. Laut Oberbürgermeister Bausewein (SPD) wird das Projekt in Melchendorf demnächst ausgeschrieben.
Am Heckenrosenweg können die Demenzkranken in den Wohngruppen nun genießen, 24 Stunden betreut zu werden ohne dafür ihr selbstbestimmtes Leben aufgeben zu müssen. So schildert Sabine Spittel, Bereichsleiterin für Altenhilfe bei der Awo die Vorteile des neuen Wohnkonzepts. "Schon nach nicht einmal einem halben Jahr haben wir bei den Bewohnern festgestellt, dass ihre geistigen Fähigkeiten im Vergleich zu stationär behandelten Patienten deutlich weniger zurückgingen." Das liege am Zusammenleben in der Gemeinschaft, das den Demenzkranken mehr Anreize liefere, ihre Gedächtnisfunktionen zu trainieren.
Wiesenhügel. Ortsbürgermeister Matthias Plhak meint, das Wohngebiet hat an Farbe und Frische gewonnen. Buslinie wird gut angenommen, Supermarkt aber fehlt.
Auf dem "Huckel", wie der Wiesenhügel von seinen Bewohnern auch genannt wird, hat sich in den letzten Jahren viel getan. Das kompakteste Erfurter Wohngebiet hat sein Gesicht stark verändert. Maßgeblichen Anteil daran hat die Kowo, die ihre Blöcke komplett modernisiert und energetisch auf den neuesten Stand gebracht hat. Die bunten und fantasievoll gestalteten Häuser prägen jetzt das Wohngebiet. Mit dem Umbau der alten Regelschule zum "Wohnen im Klassenzimmer" hat auch die Awo einen Beitrag zur Modernisierung geleistet und das Wohnangebot um barrierefreie Wohnungen und Senioren-Wohngemeinschaften bereichert.
Dass sich die Bewohner des Wiesenhügels für ihr Wohngebiet engagieren, ist nicht nur seit dem Kampf gegen den Abriss bekannt. Gemeinsam mit dem Ortsteilrat und dem Ortsteilbürgermeister Matthias Plhak konnte die Evag überzeugt werden, eine Minibuslinie zum oberen Wiesenhügel einzurichten. Diese Linie, zunächst nur zur Probe eingerichtet, wird seit dem Fahrplanwechsel im Regelbetrieb gefahren. Seit 2011 wird auch das "Wiesenhügelfest" gemeinsam organisiert und Anfang September natürlich gemeinsam gefeiert. Der Wiesenhügel hat seit vier Jahren auch eine Zeitung: "Neues vom Wiesenhügel" erscheint quartalsweise und berichtet über Aktuelles und vor allem über die Menschen, die sich hier engagieren. Wie über den Bürgerverein "Initiative Wiesenhügel" mit dessen Vorsitzender, Manuela Klein, der in diesem Jahr erstmals ein Sportfest ausrichten will.
Aber im Wohnumfeld ist noch einiges zu tun, die Bürgersteige haben viele "Höhen und Tiefen", und eines fehlt an allen Ecken und Enden: ein Treffpunkt für die Bewohner, ein Raum für Veranstaltungen und gemeinsame Aktivitäten. Und: Am oberen Wiesenhügel wird wieder eine Einkaufsmöglichkeit gebraucht, müssen Turnhalle und Schule saniert werden...